Ärger über Wiener Öffis: Kein Licht am Ende des Tunnels

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Der Bahnsteig der U-Bahn-Station Kettenbrückengasse ist übervoll, unzählige Menschen drängen in Richtung Ausgang – unfreiwillig. „Was soll das, ich hab’ gedacht, die U4 fährt heute zumindest bis zum Karlsplatz. Ich muss in die Arbeit“, ruft ein junger Mann einem Servicemitarbeiter der Wiener Linien verärgert zu.

Genauso wie er dürften viele Fahrgäste am Montagmorgen verwirrt gewesen sein. Dass die U4 zwischen den Stationen Karlsplatz und Landstraße seit Samstag gesperrt ist, war den meisten bewusst (siehe Faktenkasten). Dass es zusätzlich zu einer Weichenstörung kam, sorgte allerdings kurzzeitig für Chaos.

Statt bis zum Karlsplatz fuhr die U4 im Berufsverkehr nur bis zur Station Kettenbrückengasse. Dann hieß es für die Fahrgäste: „Bitte aussteigen!“. Im Gänsemarsch ging es zu Fuß Richtung Karlsplatz. Erst nach einer Stunde wurde die Strecke wieder freigegeben.

Kein Einzelfall. In letzter Zeit häufen sich die Verzögerungen. Der KURIER gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um den Öffi-Verkehr.

  • Muss man mit solchen Verzögerungen in Zukunft öfter rechnen?

Die Verzögerung von Montagfrüh dürfte in dieser Größenordnung eine Ausnahme gewesen sein, heißt es bei den Wiener Linien. Dass zeitgleich mit der Teilsperre eine Weichenstörung eintrat, sei ein unglücklicher Zufall gewesen. Einen Zusammenhang habe es nicht gegeben.

Zu technischen Problemen könne es freilich immer wieder kommen, sagt Carina Novy, Sprecherin der Wiener Linien. „Besonders bei sehr niedrigen und hohen Temperaturen sind technische Gebrechen wahrscheinlicher.“ Die Schienen ziehen sich dann zusammen oder dehnen sich aus. Bauarbeiten deshalb nur im Frühling oder Herbst durchzuführen, sei aber keine Option. „Es gibt eine Liste, wann was repariert werden muss.“ Man saniere bewusst während der Schulferien, wenn weniger Fahrgäste unterwegs sind.

  • Die Wiener Linien haben ihre Intervalle bei den Straßenbahnen zuletzt im Jänner ausgedehnt. Was hat sich seitdem getan?
  • Bereits vergangenen November haben die Wiener Linien ihren Fahrplan erstmals angepasst, wodurch die Intervalle verlängert wurden. Anfang Jänner sind die Intervalle dann noch einmal um bis zu 2,5 Minuten ausgedehnt worden. Grund dafür ist der Personalmangel, der auf Krankenstände, fehlende Bewerber und eine Pensionierungswelle zurückzuführen ist.

    Ein Ende dieser erweiterten Intervalle sei derzeit nicht in Sicht, heißt es bei den Wiener Linien. „Die Fahrplanumstellung hat für eine notwendige Entspannung gesorgt. Dadurch kommt es zu weniger Verspätungen aufgrund von Personalmangel“, sagt Novy. Noch länger sollen die zeitlichen Abstände zwischen den betroffenen Straßenbahnen aber nicht mehr werden, verspricht man.

    • Zu Wartezeiten kommt es derzeit immer wieder auch bei U-Bahnen. Warum?

    Für die Verspätungen bei den U-Bahnen gibt es laut Wiener Linien mehrere Gründe. Etwa technische Defekte, Polizei- und Rettungseinsätze oder hohes Fahrgastaufkommen. Die Intervallanpassung bei den Straßenbahnen führe aber nicht dazu, dass mehr Fahrgäste die U-Bahnen verwenden, sagt Novy. „Laut Personenzählungen hat sich die Zahl der Passagiere nicht von den Straßenbahnen auf die U-Bahn verlagert.“

    • Was bräuchte es, damit die Wiener Linien bei den Straßenbahnen zum Regelfahrplan zurückkehren können?

    Insgesamt arbeiten 8.700 Menschen bei den Wiener Linien, davon sind rund 1.200 Buslenker und 1.300 Straßenbahnlenker. Um den planmäßigen Betrieb wieder aufnehmen zu können, werden derzeit jeweils 100 neue Bus- und Straßenbahnlenker gesucht, heißt es bei den Wiener Linien. Dafür wurden die Ausbildungsplätze seit dem Jahr 2020 von 380 auf 680 angehoben.

    • Bis wann wollen die Wiener Linien zum Regelfahrplan zurückkehren?

    Die Wiener Linien gehen von einer Verbesserung der Personalsituation bis Herbst 2023 aus. Dann will man auch wieder zum ursprünglichen Fahrplan zurückkehren.

    • Und wie soll es überhaupt mit der Maskenpflicht weitergehen?

    Derzeit gilt die Maskenpflicht in den Wiener Öffis unverändert. Wie es damit weitergeht, sei noch offen, heißt es bei den Wiener Linien. Darüber könne man auch nicht selbst entscheiden: Rechtliche Grundlage der Maskenpflicht ist in erster Linie die Wiener Corona-Verordnung, nicht die Hausordnung der Wiener Linien. Die Stadt will am Mittwoch beraten, wie es weitergeht. Insider gehen davon aus, dass die Maskenpflicht fällt. Sie könnte durch eine Empfehlung, Maske zu tragen, ersetzt werden.

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