Rund 1500 Meldungen von rassistischen Vorfällen registrierte die Anti-Rassismusstelle Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA) im vergangenen Jahr. Das sind im Vergleich zum Jahr davor zwar weniger Meldungen, mache das Problem aber nicht kleiner, erklärt Ramazan Yildiz von ZARA. Struktureller Rassismus sei in diesen Zahlen nicht miteingebettet. „Zahlen basieren nur darauf, dass rassistische Vorfälle gemeldet werden, aber nicht das tief sitzende Problem. Wenn Menschen es normal halten, dass sie etwa von einem Türsteher, aufgrund ihrer Hautfarbe, abgewiesen werden, dann ist das ein Problem.“
Der Verein ZARA definiert Rassismus als Machtinstrument, der die Ressourcen durch Macht politisch aufteilt. „Viele wollen damit nicht in Verbindung gebracht werden und viele fühlen sich angegangen, wenn sie als Rassist bezeichnet werden, dennoch basiert Rassismus auch auf den Systemen, die in unserer Gesellschaft wirken, etwa das Schulsystem“, erklärt Yildiz. „Schulbücher sprechen noch immer von der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus.“
„Je sichtbarer jemand als anders markiert ist, desto angreifbarer sind sie“, erklärt Yildiz. So würden vor allem Frauen mit Kopftuch immer wieder zu Opfern von körperlichen Angriffen werden.
Wohin das ganze führen kann, sehe man auch anhand der Operation Luxor. Was Karl Nehammer als Innenminister nach dem Terroranschlag im November 2020 in der Wiener Innenstadt als großen Wurf gegen den politischen Islam inszeniert hatte, wirkt mehr als zwei Jahre später wie ein Irrtum. Allein die blanken Zahlen zeigen: 106 Beschuldigte, 31 Einstellungen, keine Anklage, niemand kam je in Haft. Vor allem Kinder seien durch die stattgefundenen Razzien zu Schaden gekommen. Yildiz: „Ein Kollateralschaden.“
Das ganze Interview mit Ramazan Yildiz sehen Sie im Video oben.